Manchmal ist es schnell passiert. Eine Katze fühlt sich bedrängt, gerät in Panik und schon hat sie zugebissen. Die Wunde, sieht nicht sonderlich spektakulär aus, kann sich jedoch innerhalb kürzester Zeit bedrohlich entwickeln. 

 

 

Tückische Verletzung

Katzenbisse vor allem im Handbereich gehören bei Tierärzten und Tierarzthelfern zum Berufsrisiko. Katzen haben sehr dünne, lange Eckzähne, die mit unter tief ins Gewebe vordringen können. Im Bereich der Hand liegen Sehnen und begleitende Strukturen sehr oberflächlich. Diese Gewebe sind schlecht durchblutet, dadurch können sich Bakterien vom Immunsystem isoliert leicht vermehren. Entlang von Sehnen können die Erreger dann weiter in den Körper vordringen. In besonders schweren Fällen kann dadurch eine Blutvergiftung hervorgerufen werden. 

 

 

Achtung: Infektionsgefahr!

Etwa jeder 2. Katzenbiss infiziert sich. Anzeichen einer Infektion mit Bakterien sind Zeichen wie Schwellung, Schmerz, Rötung und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Gerade die Form der Zähne und die an den Zähnen haftenden Bakterien sind bei Katzen besonders risikoreich. 

Im Vergleich dazu entzünden sich nur 2-20% aller Hundebisse. Im Gegenteil zu Katzen können durch Hunde schwerere Verletzungen verursacht werden, die vor allem bei Kleinkindern oft den Bereich von Kopf und Hals betreffen. 

 

 

Beispiel aus der Praxis

Vor vielen Jahren ist auch in unserer Tierarztpraxis eine Bissverletzung durch eine Katze aufgetreten. Die betroffene Tierarzthelferin hielt die Katze fest, während der Tierarzt eine reizende Injektion vornehmen wollte. Die Katze geriet dabei so in Panik, dass sie schließlich biss. Die Kollegin wurde unverzüglich in ein Krankenhaus gebracht, wo die diensthabenden Ärzte ihre Wunde an der Hand reinigten und ihr ein Antibiotikum verschrieben. Ein völlig typisches Vorgehen, das in den meisten Fällen ausreichend ist. 

Als sie jedoch am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie bereits starke Schmerzen in der Hand. Der daraufhin aufgesuchte Hausarzt erkannte den Ernst der Lage nicht und wechselte lediglich den Verband. Den gesamten Tag über quälte sich die Kollegin mit starken Schmerzen, ging jedoch erst am nächsten Tag wie besprochen zur Kontrolle ins Krankenhaus. 

Am nächsten Morgen dann der Schock beim Aufstehen - die gesamte Hand war extrem stark geschwollen und die Schmerzen zunehmend unerträglicher. Als der Handchirurg im Krankenhaus den Verband abnahm entglitten ihm zunehmend die Gesichtszüge. Offensichtlich war auch er sehr bestürzt über das Ausmaß der Infektion. Was dann folgte wünschen wir niemandem. 

Zunächst versuchten die Ärzte die Hand unter lokaler Betäubung zu behandeln. Als sie jedoch sahen, dass sich die Infektion bereits weit ausgebreitete hatte, mussten sie unsere Kollegin in eine Vollnarkose versetzen. Die Ärzte hatten sie bereits vorbereitet, dass sie die Hand möglicherweise nicht retten könnten und eine Amputation nötig wäre. 

Zum Glück, war das nicht der Fall und die Hand konnte erfolgreich operiert werden. Nach einer Woche Krankenhausaufenthalt und einem Wechsel auf ein anderes Antibiotikum war die akute Phase überstanden. Was danach folgte waren 3 Monate Physiotherapie, bis die Hand wieder einigermaßen eingesetzbereit war.

Was haben Antibiotika für Tiere damit zu tun?

Häufig wird Patienten mit einem Katzenbiss ein Antibiotikum aus der Klasse der Cephalosporine verschrieben. Nicht in allen Fällen - wie bei unserer Kollegin - ist dies auch wirksam. Zumindest denkbar ist eine zunehmende Resistenz der Erreger gegen Cephalosporine durch eine allzu sorglosen Umgang mit einem bestimmten Langzeitantibiotikum für Hunde und Katzen. Studien zu diesem Thema gibt es unseres Wissens nach nicht. Generell wird jedoch der Erreger in der Bisswunde ein Bakterium aus dem Maul der beißenden Katze sein. Welcher das im Einzelfall ist hängt von vielen Faktoren ab. Gerade Katzen, die aktiv Jagen und Mäuse erbeuten, haben häufig auch Keime der Beutetiere in ihrem Maulbereich. Die bereits heimischen Keime im Maul einer Katze können durch häufige Antibiotikagaben Resistenzen entwickeln, die dann mitunter zu schweren Komplikationen bei Menschen infolge einer Bissverletzungen führen können. 

 

 

 

Wichtig für Tierarzthelfer und Katzenhalter

Niemals sollte ein Katzenbiss verharmlost werden. Ein Katzenbiss ist immer ein Notfall, der innerhalb von wenigen Stunden behandelt werden muss. Auch wenn noch keine Infektionsanzeichen erkennbar sind, können sich die Bakterien bereits nennenswert ausgebreitet haben. JEDER Katzenbiss muss ärztlich versorgt werden! Und glauben Sie dem Arzt ruhig, wenn er meint es muss eine Schiene zur Ruhigstellung angelegt werden. Was sind schon die paar Tage mit einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit, wenn Sie Ihre Hand behalten können?!