Besonders junge Katzen leiden häufig unter einer Zahnfleischentzündung (medizinisch Gingivitis). Nur bei konsequenter, aggressiver Behandlung bestehen Chancen auf eine Heilung. 


Ursachen


Die genauen Ursachen für eine Zahnfleischentzündung bei der Katze sind bisher nicht geklärt. Einige Faktoren können die Entstehung einer Zahnfleischentzündung beeinflussen.

Infektionserreger der Katze

Bestimmte Viren (zum Beispiel Katzenaids (FIV), das Katzen-Leukämievirus (FeLV) oder Caliciviren (FCV)) können an der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Zahnfleischentzündung beteiligt sein. Es ist daher wichtig betroffene Katzen bei Verdacht auf eine Infektion mit diesen Viren zu untersuchen. 

Andere Grunderkrankungen, die zur Zahnfleischentzündung führen

Andere Zahnerkrankungen können eine Zahnfleischentzündung verursachen. Dazu zählen vor allem Parodontitis (oft verbunden mit Zahnstein) und FORL. Beide Erkrankungen können durch ein Dentalröntgenbild von einer „einfachen“ Zahnfleischentzündung unterschieden werden. Auch Erkrankungen innerer Organe (zum Beispiel bei einer Niereninsuffizienz) können zur Entzündung der Maulschleimhäute führen.

Die juvenile Gingivitis 

Die Juvenile Gingivitis tritt nur bei Katzen unter zwei Jahren auf. Die meisten Katzen sind im Alter von sieben bis zehn Monaten betroffen. Sie leiden unter einer Entzündung des gesamten Zahnfleisches. Einige Rassen scheinen davon häufiger betroffen zu sein als andere (besonders Maine Coon und Siam-Katzen). Die genaue Ursache ist nicht bekannt, es kommen jedoch ähnlich Auslöser wie für die Zahnfleischentzündung bei älteren Katzen in Betracht. Diese Art der Zahnfleischentzündung der Katze kann bei sehr aggressiver Therapie komplett ausheilen. Bleibt die nötige Therapie jedoch aus können permanente Schäden am Zahnhalteapparat entstehen, sowie eine ausgedehnte Entzündung der Mundschleimhäute (Stomatitis). 
 

Symptome

Das Zahnfleisch umgibt die Zähne. Eine Zahnfleischentzündung ist an einem roten Saum um den Zahn zu erkennen. Diese Entzündungen kommen bei Katzen jeden Alters vor. Die Anzeichen einer Zahnfleischentzündung können abhängig vom Schweregrad variieren.

Symptome einer Zahnfleischentzündung bei Katzen können sein:

  • Vermehrter Speichelfluss
  • Unangenehmer Mundgeruch
  • Mit der Pfote am Maul reiben
  • Einseitiges Fressen
  • Blutungen aus dem Maul
  • Schmerzäußerung bei Berührung des Mauls
  • Verfärbung der Zähne
  • Gerötetes Zahnfleisch
  • Fauchen bei Fressen oder Gähnen 
  • Zähneklappern

Diagnose

Katzen mit den geschilderten Symptomen benötigen eine genaue Maulhöhlen- und Zahnuntersuchung in Narkose. Röntgenaufnahmen der Zähne sind essentiell! Sollten krankhafte Veränderungen gefunden werden müssen diese zunächst beseitigt werden. Die Abwesenheit spezifischer Veränderungen ermöglicht die korrekte Diagnose. 

Tests auf das Vorhandensein von Caliciviren in der Maulschleimhaut können sinnvoll sein. 

Behandlung der Zahnfleischentzündung 

Die tägliche Zahnhygiene, die vom Katzenhalter zuhause durchgeführt werden muss, beeinflusst die Heilungschancen sehr stark. Zahnpflege bei Katzen kann sehr schwierig sein und nicht jede Katze kann dazu gebracht werden, sich die Zähne bürsten zu lassen. Vor allem bei sehr schmerzempfindlichen Katzen ist das Zähneputzen oft unmöglich. In einigen Fällen kann das Zähneputzen versucht werden, sobald die Entzündung zurückgegangen ist. 

Andere Möglichkeiten der Zahnpflege sind spezielle Futtermittel, Chlorhexidin Mundspülungen (für Tiere!), Zahnpflege-Gels, Zahnpflege-Leckerchen und Wasserzusätze. 

Weil die Reinigung der Zähne einen so entscheidenden Teil der Therapie einnimmt, sollte bei diesen Katzen alle drei Monate eine professionelle Zahnreinigung in Narkose erfolgen, bis zu einem Alter von 24 Monaten. Soweit Katzenhalter keine Zahnpflege zuhause betreiben können, sollte die Katze mindestens alle vier Wochen, besser alle zwei Wochen zu einer erhaltenden Zahnreinigung (ohne Narkose möglich) zum Tierarzt gebracht werden.

 

Medikamente zur Behandlung der Zahnfleischentzündung bei der Katze

Leider werden viele Katzen mit Zahnfleischentzündung dauerhaft mit Kortison behandelt. Die Langzeitanwendung Kortison-haltiger Medikamente ist mit Risiken verbunden, die nicht immer notwendig sind. Nicht jede Katze benötigt zur Behandlung Kortison. Weitere Behandlungsmöglichkeiten umfassen die Anwendung  anderer immunwirksamer Medikamente (zum Beispiel Interferon), die deutlich weniger Nebenwirkungen zeigen. Auch die Gabe eines bestimmten, auf das Immunsystem wirksamen Antibiotikums kann sinnvoll sein. Erst wenn alle anderen Medikamente ihre Wirkung verfehlen, sollte eine dauerhafte Gabe von Kortison erwogen werden.

Alternative Behandlungen

Wir können die Anwendung alternativer Behandlungen nicht für alle Katzen empfehlen. Besonders Katzen unter zwei Jahren gehören in professionelle Hände um Folgeschäden und ein Fortschreiten zur chronischen Zahnfleischentzündung zu vermeiden. 

Bitte verwenden Sie bei Katzen KEIN Wasserstoffperoxid zur Zahnreinigung. Abgeschluckte Mengen (es genügt ein halber Teelöffel) können im Magen zu exzessiver Schaumbildung führen und lebensbedrohlichen Komplikationen hervorrufen. Kolloidales Silber hingegen kann nach bisherigen Erkenntnissen bei Katzen angewendet werden. 

Wann eine Operation notwendig wird

Eine Zahnfleischentzündung kann auch chronisch werden. Um betroffenen Katzen ein schmerzarmes Leben zu ermöglichen, kann es notwendig sein alle Backenzähne zu ziehen. Diese OP ist sehr invasiv, sie ist jedoch bei etwa 70% der Katzen mit einer klinisch ausreichenden Verbesserung verbunden.