Der „französische Herzwurm“ (Angiostrongylus vasorum) breitet sich immer mehr im nord-westlichen Europa aus. Die Zahlen an neudiagnostizierten Infektionen sind alarmierend angestiegen. Es handelt sich dabei um einen Wurm, der bei Hunden und Füchsen auftritt und der sogar tödliche Krankheitserscheinungen hervorrufen kann. Sein Lebensraum ist das Herz und die Lungengefäße unserer Hunde.

Wie die Made im Speck... oder im Herzen

Dieser Wurm lebt in den großen Lungengefäßen und/oder in der rechten Herzkammer. Er gibt von dort seine Wurmeier in den Kreislauf ab. Der erwachsene Wurm kann sogar zum Verschluss eines Lungengefäßes führen oder den Blutdruck in den Lungengefäßen stark ansteigen lassen, was zum Umbau des Herzens führt (Cor pulmonale oder rechtsventrikuläre Hypertrophie).

Aus den Eier schlüpfen noch im Blut kleine Larven, die sich durch die Wand der Lunge bohren. Dieser Vorgang kann zu einer starke Entzdündung führen und manchmal sogar ein Lungenödem (umgangssprachlich Wasser in der Lunge) hervorrufen. 

Über einen noch ungeklärten Mechanismus reduziert der Wurm wichtige Hilfsstoffe für die Blutgerinnung, sogenannte Gerinnungsfaktoren. Zusätzlich erniedrigt sich die Zahl der Blutplättchen und deren Funktion wird herabgesetzt. Sowohl Gerinnungsfaktoren als auch Blutplättchen werden für die Blutstillung benötigt. So kann es bei infizierten Tieren zu massiven Blutungen kommen.

 

Wie infizieren sich Hunde mit Lungenwürmern?

Hunde stecken sich mit dem Lungenwurm Angiostrongylus vasorum durch den Kontakt mit Schnecken und deren Schleim an. Dabei ist es nicht notwendig die Schnecke selbst zu fressen oder ins Maul zu nehmen, selbst der Kontakt zum Schneckenschleim kann ausreichend sein. Ehemals galt diese Art des Lungenwurms als eine Reiseerkrankung, die vorwiegend in Frankreich vorkam (daher auch französischer Herzwurm), doch derzeit breit er sich mehr und mehr Richtung Norden aus. Vor allem in den letzten Jahren ist die Anzahl, der erkrankten Hunde gerade in Westdeutschland stark angestiegen.

 

Woran erkennt man eine Lungenwurminfektion?

Die Symptome werden durch die Gerinnungsstörung und den Wurm beziehungsweise dessen Eier und Larven selbst hervorgerufen.

Gerinnungsstörung:

  • Flächige Hautblutungen
  • Blutergüsse (medizinisch Hämatome) in Haut, Gelenke, Rückenmark oder im Gehrin
  • Blutungen in Bauchhöle oder Brustkorb
  • Nasenbluten
  • Starke Blutungen während und nach Operationen
  • Blutiger Urin
  • Schwarzer Kot (medizinisch Meläna)

Lungenerkrankung:

  • Leicht bis schwerer Husten
  • In schweren Fällen bis hin zu Atemnot
  • Plötzlicher Atemnotsanfall mit Kollaps kann auftreten bei Embolie eines Lungengefäßes
  • Rechtsherzversagen
  • Flüssigkeitsansammlung in Brustkorb oder Bauch

Neurologische Symptome:

  • Hinterhandschwäche
  • Lahmheiten
  • Steifer Gang
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Die Abschwemmung von Larven kann gerade dann zu neurologischen Störungen führen, wenn sie in die Hirnflüssigkeit eindringen

Weitere Symptome

  • Schwäche
  • Leistungsintoleranz
  • Appetitverlust
  • Gewichtsabnahme
  • Erbrechen
  • Durchfall

Die häufigsten Anzeichen sind Husten 65%, Atemnot 43%, Gerinnungsstörungen 35% und Kreislaufkollaps 26%.

 

Wie kann man Lungenwürmer nachweisen?

Anhand einer allgemeinen Untersuchung kann der Tierarzt eine Verdachtsdignose äußern. Meist heißt diese jedoch nicht Lungenwurm. Röntgenbilder des Brustkorbs können eine vergrößerte rechte Herzkammer zeigen. Die Lunge kann in verschiedenster Weise Veränderungen zeigen, manchmal jedoch auch nicht. Im Ultraschall kann eine Vergrößerung der rechten Herzkammer bestätigt werden, gelegentlich sind auch Anteile des Wurms sichtbar. Ein erhöhter Druck der Lungengefäße kann ebenfalls mittels Ultraschall festgestellt werden.

Infizierte Hunde scheiden den Wurm unregelmäßige mit dem Kot aus. Daher ist zum Nachweis über den Kot eine Sammelkotprobe über 3 Tage notwendig. 

Im Blut sind selten Veränderungen der weißen Blutzellen erkennbar. Häufiger kommt es zur Reduzktion von von Blutplättchen und roten Blutkörperchen. Aus dem Blut kann jedoch durch einen Schnelltest noch direkt beim Tierarzt die Diagnose gestellt werden.

Bei betroffenen Hunden findet man zusätzlich einen leicht erniedrigten Langzeitzucker (Fructosamin) und eine verlängerte Gerinnungszeit.

 

Behandlung von Lungenwürmern beim Hund

Bei schwerer akuter Problematik muss versucht werden den Patienten bestmöglich zu stabilisieren. Die Angiostrongylose kann zum Tod führen und sollte daher als Notfall behandelt werden. Die Gabe von Sauerstoff kann dabei die Atmung erleichtern. In lebensbedrohlichen Fällen kann auf den Einsatz von Kortison und Antibiotika meist nicht mehr verzichtet werden. Erst danach kann eine ursächliche Behandlung erfolgen. Verschiedene Medikamente sind für die Behandlung zugelassen und wirken sehr zuverlässig. 

 

Vorbeugen

Der Wurm entwickelt sich innerhalb von ca. 35 Tagen im Hund zum ausgewachsenen Wurm, der über Jahre im Tier verbleiben kann, wenn er nicht mit geeigneten Wurmmitteln abgetötet wird. 

Aufgrund der Ausweitung des französischen Herzwurms wird in endemischen Gebieten (und dazu zählt ein Großteil von NRW) eine regelmäßige d.h. ganzjährige Vorsorge empfohlen. Geeignete sind dazu Medikamente aus der Gruppe der makrozyklischen Laktone. Sprechen Sie Ihren betreuenden Tierarzt auf geeignete Präparate an. Nur jemand, der Ihr Tier kennt kann eine geeignete Empfehlung aussprechen.

 

 

Auch gut zu wissen für den Menschen

Die Infektion mit dem französischen Herzwurm wird nicht direkt von Hund zu Hund übertragen. Es bedarf immer dem Kontakt mit Schnecken um sich zu infizieren. Auch der Mensch kann sich nicht mit dem Wurm anstecken.