Bei Hunden im fortgeschrittenen Alter können verschiedene Verhaltensänderungen beobachtet werden. Einige dieser Verhaltensweisen können Ausdruck einer medizinischen Störung sein andere können altersabhängig auftreten und mache sind primäre Verhaltensprobleme. Was viele als Demenz oder Alzheimer beim Hund bezeichnen kennt der Tierarzt als kognitive Dysfunktion (kurz CDS aus dem Englischen für cognitive dysfunction syndrome).

Demenz ist bei Hunden eine altersabhängige Erkrankung. Die ersten Symptome dieser Erkrankung sind mild und verschlimmern sich mit der Zeit. Bei großen Hunderassen kann eine Demenz ab dem 5. Lebensjahr eintreten, bei kleinen Hunde eher ab dem 10. Lebensjahr. Zu den ersten Anzeichen können Trennungsangst, neu auftretende Ängste, erhöhte Reizbarkeit oder Aggression, Stereotypereraltensstörungen, Nachtwandeln und Unsauberkeit gehören. 

 

Die gute Nachricht

Die Kognitive Dysfunktion ist kein unabwendbarer Prozess. Es kann vorgebeugt und auch nach Beginn noch korrigierend eingegriffen werden. Der Prozess ist keine unaufhaltsame Konsequenz des Alterns.

Wichtig ist bei den ersten Symptomen einer Demenz einen Tierarzt zu konsultieren, um leichter behandelbare Erkrankungen ausschließen zu lassen. Der Tierarzt ist Ihr Partner, wenn es um die geistige Leistungsfähigkeit Ihres Hundes geht!

 

Welech Symptome zeigen Hunde mit Demenz?

Eine kognitive Dysfunktion oder Demenz kann sich bei jedem Hund unterschiedlich äußern. Je nachdem welche Bereiche des Gehirns betroffen sind.

Einige häufige Symptome sind:

  • Ständiges wandern
  • Ängstlichkeit
  • Orientierungslosigkeit, auch an bekannten Orten
  • In die Leere starren
  • Mit dem Kopf in die Ecke stellen
  • Unsauberkeit, Kot- und Urinabsatz im Haus
  • Rückzug von sozialen Interaktionen
  • Ungezieltes Bellen oder Jaulen
  • Veränderte Fressgewohnheiten (meist verminderter Appetit)
  • Verändertes Schlafmuster (zum Beispiel wach in der Nacht und schlafend am Tag)
  • Reagiert nicht mehr auf Ansprache, erscheint taub
  • Keine eigene Körperpflege mehr
  • Eine verminderte Fähigkeit gelernte Aufgaben zu erfüllen

Begleitend kann eine fehlende Wahrnehmung des eigenen Körpers sein. Betroffene Hunde können ihre Größe und Länge nicht mehr angemessen einschätzen. Einige sind hinter oder unter Möbeln gefangen und wissen nicht wieder heraus zu kommen. Betroffene Hunde können in diesen Situationen verzweifelt sein und zu aggressivem Verhalten neigen. Diese Verhalten zeigt sich häufig bei langanhaltender Kortisongabe beziehungsweise einer erhöhten körpereigenen Kortisonproduktion (sogenanntes Cushing Syndrom). 

Erhöhte Aggression kann ebenso ein Zeichen einer Demenz sein, sie wird durch einen Mangel eines Botenstoffes (das Serotonin) hervorgerufen. Auch Tumore können daran beteiligt sein. Diese Hunde haben meist ihre Fähigkeit verloren mit anderen Tieren zu kommunizieren. Sie können sogar ohne jede Vorwarnung zubeißen. 

Jedes andere für ihren Hund untypische Verhalten, kann Anzeichen einer Demenz  sein. 

48% aller Hunde ab 7 Jahren zeigen eines oder mehrere dieser Symptome. Nur ein Bruchteil der Tierhalter spricht dies beim Tierarzt an. Die meisten gehen davon aus, das diese Anzeichen zu einer normalen Alterung dazu gehören.

Parallelen zu Morbus Alzheimer bei Hunden

Die schwerste Ausprägung einer Demenz bei Hunden wird auch als Verwirrtheits-Syndrom bezeichnet. Es ist den Symptomen eines Alzheimer am nächsten. Betroffenen Hund scheinen keinerlei Lernvermögen mehr zu haben. Sie vergessen die Mitglieder ihrer Familie und sie vergessen ihren typischen Tagesablauf. In ganz schlimmen Fällen erkennen diese Hunde selbst das eigenen Herrchen nicht mehr.

 

Wie kann Hundedemenz diagnostiziert werden?

Es gibt leider keinen spezifischen Test um die Diagnose Demenz beziehungsweise kognitive Dysfunktion zu bestätigen. Die wichtigsten Anhaltspunkte, dass es sich um ein Demenz-Syndrom handeln könnte trägt der Hundehalter durch seine Beobachtungen bei. Der Tierarzt führt bei Verdacht eine körperliche Untersuchung durch und kann bestimmte spezielle Untersuchungen anschließen, um häufigere Diagnose (wie zum Beispiel Schmerzen oder Arthritis) auszuschließen. 

 

Was passiert denn genau im Gehirn?

Die kognitive Dysfunktion steht in keinen Zusammenhand mit bestimmten anderen Erkrankungen. Auch langjährige Forschungen konnten alle Einflussfaktoren, die zu einer Demenz bei Hunden führen, nicht abschließend klären. Bekannt ist, dass es im Alter zu vermehrten Ablagerungen in Blutgefäßen kommt, dadurch wird das Gehirn weniger mit Sauerstoff versorgt. Zudem kann es in Hirn zur Schädigung von Proteinen und Fetten kommen, die das Absterben von Nervenzellen zur Folge haben. Im Alter ist die Körpereigene Fähigkeit reduziert, diese Schädigungen zu reparieren. 

 

Wie kann man Demenz bei Hunden vorbeugen?

Futter, dass reich an Antioxidantien und mitochondrialen Cofaktoren ist, hat sich in Studien als unterstützend für die Hirnfunktion gezeigt. 

Nur um einige Beispiele zu nennen, die sehr anregend für das ältere Hundegehirn sind und so Hunde mit Demenz helfen können:

  • Spaziergänge an der frischen Luft
  • Viel Sonnenlicht - bei verändertem Schlaf-Wach-Rhythmus ist die Einwirkung von Sonnenlicht sehr förderlich um die Körpereigenen Müdigkeits-Hormone zu regulieren. 
  • Spielen mit einem Welpen - der immer wieder feine soziale Abstimmungen erfordert, dies hält das alte Hundehirn fit.
  • Frisbee- oder Ballspiele
  • Neuartige stark duftende Leckereien (gekochtes Fleisch, Knochenmark)
  • Schwimmen
  • Neue Tricks lernen

 

Wie kann man eine kognitive Dysfunktion behandeln?

Sollte bei einer Untersuchung eine Grunderkrankung festgestellt worden sein, sollte diese adäquat behandelt werden. Für die kognitive Dysfunktion stehen Medikamente zur Behandlung bereit. Ihr Tierarzt berät sich darüber im Einzelfall. In schweren Fällen ist die Gabe von Medikamenten zusätzlich zur unterstützenden Therapie sinnvoll. Dazu können Medikamente verwendet werden, welche die Durchblutung fördern. Zugelassen ist derzeit nur der Wirkstoff Propentofyllin (Karsivan®, Propentotab® oder Vitofyllin®). Andere Medikamente können je nach individuellem Zustand sinnvoll sein und müssen vom behandelnden Tierarzt ausgewählt werden. 

Auch die Verwendung eines speziellen Futters bei altersabhängiger kognitiver Dysfunktion hat sich als wirksam herausgestellt. Hochwertiges, ausgeglichenes Hundefutter kann auch selbst zusammen gestellt werden. Selbst erstellte Futter können mit funktionellen Inhaltsstoffen ergänzt werden.

So hat sich das Antioxidat SAMe als wirksam bei der Behandlung von Demenz bei Hunden gezeigt. Auch Mariendistel, Vitamin E, Omega-3-Fettsäuren und Cholodin kann dem Futter zugegeben werden. 

 

Zur Zeit arbeiten Forscher an einer Immuntherapie, bei der in Zukunft vielleicht eine Impfung gegen die Ablagerungen im Gehirn verfügbar werden könnte.