Es gibt eine Reihe medizinischer Gründe, bei denen eine Kastration erforderlich ist. Einige davon haben unmittelbar mit den Reproduktionsorganen zu tun, andere nicht. Hier sind einige häufige medizinische Gründe für eine Kastration aufgeführt.


Kastration der Hündin


Pyometra

Die Gebärmuttervereiterung (Pyometra) der Hündin kann ein lebensbedrohlicher Zustand sein. Konservative Behandlungen (d.h. durch Medikament) sind häufig nicht ausreichend. Die chirurgische Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter rettet betroffenen Tieren meist das Leben. 

Meist macht sich die Pyometra wenige Wochen nach der Läufigkeit bemerkbar. Vermehrter Durst, Trägheit, Fressunlust und eventuell Erbrechen können Anzeichen einer Gebärmuttervereiterung sein. In einigen Fällen zeigt sich eitriger Vaginalausfluss. 

Bei der Pyometra vermehren sich Bakterien in der Gebärmutter. In diesem Großen Organ sammelt sich in Folge dessen Eiter an. Bei einem geschlossenen Muttermund (erkennbar daran, dass kein eitriger Ausfluss besteht) kann die Eitermenge ein derartig hohes Volumen annehmen, dass die Gebärmutter platzt. Tiere, bei denen die Gebärmutter in Folge einer Pyometra gerissen ist haben sehr schlechte Chancen zu überleben. Eine möglichst frühe Operation kann daher lebensrettend sein.

Zwischen 23-24% aller intakten Hündinnen haben bis zu ihrem 10. Lebensjahr eine Pyometra entwickelt. Einige Rassen scheinen eine Prädisposition zur Entwicklung einer Pyometra zu besitzen, zu diesen Rassen gehören Rauhaarcollie, Rottweiler, Cavalier King Charles Spaniels, Goldenretriever, Bernersennenhund, und Cockerspaniels. Bei diesen Rassen werden zum Teil Pyometra-Raten bis zum 10. Lebensjahr von bis zum 54% erreicht. (1)

Wiederkehrende Scheinschwangerschaften mit starker Verhaltensveränderung

Die Scheinträchtigkeit ist etwas Normales und findet sich in variabler Ausprägung bei jeder Hündin etwa zwei Monate nach der Läufigkeit. Einige Hündinnen leiden jedoch stark unter dem Hormoneinfluss. Sie können apathisch wirken, nicht mehr richtig fressen oder Spielzeuge aggressiv verteidigen. Es besteht die Möglichkeit diesen Zustand medikamentös zu behandeln. Kehren diese Verhaltensänderungen jedoch häufig wieder oder sind sie von besonders schwerem Ausmaß, dann wird zu einer Kastration geraten

Tumore 

Tumore an Eierstock oder Gebärmutter sind in der Regel gut durch eine Kastration behandelbar. Befindet sich ein Tumor in einem der beiden Organe würde man auch das andere Entfernen um weiteren Problemen vorzubeugen. Tumore an Eierstock und Gebärmutter sind jedoch bei Hunden eher selten anzutreffen.

Scheidenvorfall

Der Läufigkeitsprolaps oder Scheidenvorfall bei läufigen Hündinnen gehört zu den Erkrankungen, bei denen eine Kastration notwendig ist. Durch die Einwirkung des Läufigkeitshormons Östrogen schwillt die Scheidenschleimhaut an. Bei einigen wenigen Hündinnen ist diese Schwellung so stark, dass geschwollenes Scheidengewebe aus der Scheide heraushängt. Diese Gewebe ruft Schmerzen bei den betroffenen Hündinnen hervor. Ein Scheidenvorfall tritt bei jeder Läufigkeit erneut auf, daher ist eine Kastration unumgänglich.

Krankheiten, die durch die Sexualhormone beeinflusst werden

Einige Erkrankungen werden stark durch das Wechselspiel der Sexualhormone beeinflusst. Eine Kastration kann in folgenden Fällen helfen Krankheiten zu heilen oder diese einfacher behandelbar zu machen. Zu diesen Erkrankungen Zählen(nur Hündinnen)

  • Diabetes mellitus
  • Scheidentumore
  • Seltene hormonell bedingte Hauterkrankungen


Kastration als Vorbeugung

Die Bildung von Gesäugetumoren kann durch eine Kastration vorgebeugt werden. Dazu ist jedoch eine Kastration bis zur zweiten Läufigkeit zu empfehlen. Danach zeigt eine Kastration keinen starken Vorteil im Hinblick auf die Entstehung von Gesäugetumoren. Eine Kastration nachdem sich bereits Tumore gebildet haben ist ohne Einfluss auf das Tumorwachstum oder die Tumor Metastasierung. Die Kastration ausschließlich aus dem Grund der Vermeidung von Gesäugetumoren, stellt laut Tierschutzgesetz keinen ausreichenden Grund für eine Kastration bei einer sonst gesunden Hündin dar. 

 

Kastration des Rüden


Hodenhochstand

Bei Hunden mit Hodenhochstand sind die Hoden nicht in den Hodensack abgestiegen. Der einseitig oder beidseitig bestehende Hodenhochstand (medizinisch Kryptorchismus) sollte mit einer Kastration behandelt werden. Zum einen neigen im Körper verbliebene Hoden dazu tumorös zu entarten. Zum anderen ist dieser Zustand vererbbar, daher ist es ratsam ungewolltem Nachwuchs vorzubeugen.

Prostataerkrankungen

Ähnlich dem Menschen leiden auch ältere Rüden häufig unter Prostataveränderungen, zum Teil treten diese bereits in jungen Jahren auf. Eine Größenzunahme der Prostata kann beim Hund Schwierigkeiten beim Kotabsatz hervorrufen, der Urinabsatz wird meist weniger stark beeinflusst. Diese Schwellung der Prostata wird durch die männlichen Sexualhormone hervorgerufen. Eine Kastration führt daher zur Verkleinerung des Organs.

Tumore

Hodentumore treten gelegentlich bei älteren Rüden auf. In einigen Fällen bilden diese Tumore auch Hormone, die den Körper negativ beeinflussen. Hodentumore neigen nur sehr selten zur Metastasierung. Eine Kastration ist jedoch wichtig um hormonelle Entgleisungen zu behandeln.

Perianaltumore (Tumore um den After) werden durch Testosteron beeinflusst. Die Wahrscheinlichkeit der Heilung durch eine operative Entfernung des Tumors kann durch die zeitgleiche Kastration gesteigert werden.

Perianalhernie

Der Dammbruch (medizinisch Perianalhernie) kommt fast ausschließlich beim unkastrierten Rüden vor. Grund ist einer Erschlaffung des Bindegewebes im Bereich des Damms. Muskelschichten weichen auseinander und innere Organe (wie zum Beispiel Darm, Harnblase oder Prostata) können in den Bruchsack eintreten. Dieser Zustand ist für betroffene Patienten sehr schmerzhaft. Die Kastration ist neben dem Verschluss des eigentlichen Dammbruchs obligatorisch um ein Wiederauftreten zu verhindern.

 


Quellen:

(1) Breed risk of pyometra in insured dogs in Sweden - PubMed (nih.gov)