Parvovirose ist eine hoch ansteckende, lebensbedrohliche Erkrankung. Blutige Durchfälle sind das prominenteste Anzeichen einer Infektion. Neben dem Darm befällt das Virus auch die weißen Blutzellen und kann einen lebenslangen Schaden am Herzmuskel hervorrufen.

 

 

Woher kommt das Parvovirus?

Man nimmt an, dass sich etwa 1970 das Parvovirus des Hundes aus dem bei Katzen bekannten Katzenseuchevirus entwickelt hat. Das Virus neigt zur Mutation und zeigt daher in den letzten Jahren zunehmend größeres Wirtsspektrum (meint es kann verschiedene Tierarten infizieren). Während an dem ursprünglichen Typ der Parvovirose nur Hunde erkrankten, können sich an neueren Typen Hunde und Katzen infizieren. Diese neuen Typen haben den alten Erreger fast vollständig abgelöst. Die Viren sind sich jedoch noch ähnlich genug, dass Impfungen gegen das ältere Virus auch vor den neuen Varianten schützen.

 

Wie wird das Parvovirus übertragen?

Das Virus wird von an Parvovirose erkrankten Hunden in großen Mengen mit dem Kot ausgeschieden. Es bleibt in der Umwelt viele Monate infektiös. Es kann an Händen, Kleidung und Schuhsohlen ins Haus gelangen und empfängliche Hunde infizieren. Selbst nach der Ausheilung der Erkrankung scheiden Hunde das Virus für weitere 3 Wochen mit dem Kot aus. Ein Gramm Kot eines infizierten Tieres enthält genügend Viren um 10 Millionen anderen Hunde zu infizieren! 

Besonders gefährlich kann die Parvovirose bei Welpen unter 12 Wochen sein. Bei solch jungen Hunden kommt es besonders oft zu Herzmuskelschäden und infolge dessen zum Tod. Auch noch Jahre später können Hunde an den Folgen dieser Herzmuykelschäden sterben. Von Parvovirose können Hunde ab einem Alter von 4 Wochen erkranken.

Die Ansteckung eines Menschen durch einen Hund mit Parvovirose ist nicht möglich!

 

 

Was sind die Symptome einer Parvovirose?

Typische Symptome einer Infektion sind:

  • Schwäche 
  • Starkes, mehrmaliges Erbrechen
  • Appetitverlust
  • Faulig-stinkende, blutige Durchfälle
  • Bauchschmerzen
  • Kreislaufzusammenbruch
  • Austrocknung
  • Fieber

Das Virus sucht im Körper nach sich schnell teilenden Zellen und vermehrt sich gezielt in ihnen. Dazu zählen neben Feten auch das Darmepithel und Zellen des Immunsystems. Nach der Infektion über den Mund gelangt es in den Körper und verbreitet sich dort rasch. Es schädigt vor allem das Darmepithel sehr tiefgreifend und ruft so blutige Durchfälle hervor. Ein weiteres Symptom sind reduzierte weiße Blutkörperchen. Dies ist eine unmittelbare Folge der Zerstörung von wichtigen Immunzellen im Knochenmark. Tiere, mit einer Infektion des Knochenmarks sind nur selten zu retten.

 

Wie wird die Diagnose gestellt?

Das Virus kann mit einfachen Verfahren im Kot nachgewiesen werden. Ein Schnelltest steht für den Tierarzt zur Verfügung und gibt innerhalb weniger Minuten ein ausreichend genaues Ergebnis. Der Test besitzt keine 100% Genauigkeit, daher können zusätzliche Untersuchungen notwendig sein. Zu beachten ist ebenfalls, dass auch nach einer Impfung, für 5-15 Tage Impfviren ausgeschieden werden und einen Test positiv ausfallen lassen können, obwohl keine Infektion besteht. Zusätzlich sollte immer eine Blutuntersuchung vorgenommen werden. Die Untersuchung des Blutes gibt wichtige Informationen darüber, wie weit die Infektion fortgeschritten ist.

Darüber hinaus sind bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Ultraschall sinnvoll um Komplikationen wie Darmeinstülpungen auszuschließen. Die Darmeinstülpung ist eine nicht seltene Komplikation bei der Parvovirose. 

 

 

Kann man die Erkrankung behandeln?

In Deutschland und einigen anderen Ländern ist eine passive Impfung gegen Parvovirose erhältlich, diese kann in kritischen Fällen lebensrettend sein. Dabei werden dem Hund Antikörper eines anderen Tieres gegen das Virus verabreicht. So kann das Virus direkt unschädlich gemacht werden. Zudem benötigen erkrankte Hund eine intensive symptomatische Therapie um die Erkrankung zu überleben.

Die starken Durchfälle gehen mit einem massiven Flüssigkeitsverlust einher. Bis es zum Abheilen der zerstörten Darmschleimhaut gekommen ist muss zusätzliche Flüssigkeit verabreicht werden. Vor allem in Fällen, in denen eine Infektion bereits die Zellen des Immunsystems befallen hat, ist eine Heilung nicht immer zu erwarten. Die Behandlung ist sehr aufwändig, teuer und leider nicht immer erfolgreich. Daher sollten Sie besondere Sorgfalt bei der Impfung Ihres Hundes walten lassen.

Eine neue, vergleichsweise einfache Methode scheint die Stuhl-Transplantation zu sein. Dabei wird Kot von einem gesunden Spendertier aufbereitet und über mehrere Tage rektal verabreich. Durch diese Maßnahme konnte die Sterblichkeit von 36% auf 21% reduziert werden. Bereits 48 Stunden nach der ersten Stuhl-Transplantation hatten 61% keinen Durchfall mehr, während es bei der Vergleichsgruppe lediglich 5% waren. Auch die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer in der Tierklinik konnte von 6 Tagen auf 3,3 Tage gesenkt werden.

Betroffene Hunde sind oft noch sehr jung und benötigen entsprechend häufig Nahrung. Früher galt der Nahrungsentzug als wichtig. Heute ist bekannt wie schädlich sich dieser auswirkt und dass er die Überlebenschancen deutlich senkt. Die Überlebenswahrscheinlichkeit steigt hingegen bei einer frühen Futteraufnahme, innerhalb von 6-12 Stunden nach Beginn der Therapie. So dass jeder Tierarzt bemüht sein wird, eine frühe Futteraufnahme zu unterstützen, z.B. durch Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen. 

Spätfolgen einer Parvovirose beim Hund 

Hunde, die eine Parvovirose überlebt haben können eine Folgeschäden am Magen-Darm-Trakt zurückbehalten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei ihnen etwa vier mal höher, als bei Hunden ohne Parvovirus Infektion. Als Ursache wird angenommen, dass durch das Virus stark geschädigtes Darmepithel (genauer verkürzte Darmzotten) dauerhaft geschädigt bleiben und nie wieder ihre ursprüngliche Ausformung erreichen. Darüber hinaus wird vermutet, dass die Wechselbeziehung zwischen Darmschleimhaut und Darmbakterien negativ beeinflusst wird. So kann eine dauerhafte Nahrungsmittelunverträglichkeit entstehen.  

 

Wie kann man der Parvovirose vorbeugen?

Die zugelassenen Impfstoffe schützen sehr zuverlässig vor der Erkrankung. Jeder Hund sollte jederzeit vor dieser Erkrankung durch eine Impfung geschützt sein. Bei gefährdeten Hunden kann eine Impfung bereits im Alter von 4 Wochen durchgeführt werden. Die erfolgreiche Grundimmunisierung ruft einen langjährigen Schutz hervor.