Ist der Durchfall eines Hundes wirklich durch ein anderes Futter behandelbar? Nun, dass können wir Ihnen nicht sagen, denn Durchfall ist lediglich ein Symptom, dessen Ursachen vielfältig sein können.  

 

Die Ursachen für Durchfall beim Hund

Durchfall ist lediglich ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung. Der Körper reagiert mit Durchfall auf verschiedene Reize. Beim Durchfall handelt es sich vorwiegend um einen Schutzmechanismus des Darms gegen schadhafte Reize. Solche schadhaften Reize können durch Verschiedene Ursachen entstehen. Aber auch fehlerhafte Funktion bestimmter Zellen und Organe  kann einen Durchfall verursachen. 

Mögliche Ursachen für Durchfall:

  • Stress, Überforderung 
  • Überanstrengung 
  • Bestimmte Vergiftungen (z.B. Schokolade, Kaffee und andere) 
  • Darmparasiten (z.B. Würmer, Kokziden, Giardien)
  • Viren (z.B. Parvovirus, Coronavirus, Staupe, uvm.)
  • Bakterien (z.B. Salmonellen, Campylobacter uvm.)
  • Giftstoffe aus dem Futter (z.B. Schimmelpilzgifte)
  • Stoffwechselerkrankungen (z.B. Morbus Addison)
  • Bauchspeicheldrüsenerkrankungen 
  • Chronische Darmveränderungen (z.B. IBD, Tumore)

Nicht immer liegt die Ursache eines Durchfalls im Darm, dies sollte stets bedacht werden. Vor allem wenn ein Durchfall über längere Zeit besteht ist dringend eine weitere Abklärung des Patienten erforderlich, um diese möglichen Ursachen auszuschließen.

Natürlich können bestimmte Futterbestandteile einen Durchfall verursachen. Solche möglichen Ursachen sind zum Beispiel: 

  • sehr kaltes Wasser getrunken oder Schnee gefressen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Essensreste mit hohem Salzgehalt oder scharfen Gewürzen
  • Etwas ungewohntes gefüttert, abrupter Futterwechsel
  • Milchprodukte mit hohem Laktosegehalt (z.B. Milch)
  • Große Futtermenge 
  • Futter ist mit Bakterien besiedelt (z.B. Feuchtfutter an warmen Tagen)
  • Abfälle gefressen
  • Koffeinhaltige Nahrungsmittel aufgenommen (z.B. Kaffe, Tee, Schokolade, uvm.)
  • Verdorbenen Fisch aufgenommen 

 

Erste Hilfe bei akutem Durchfall bei Hunden

Erwachsene, sonst gesunde Hunde können eine Nüchternphase von ca. 12 Stunden einlegen. In dieser Zeit sollten Sie nur Wasser und gegebenenfalls Morosche Karottensuppe anbieten. Nach dieser Zeit beginnen Sie den Hund mit leichtverdaulicher Schonkost wieder anzufüttern. Wichtig ist diese Schonkost auf viele kleine Portionen über den gesamten Tag verteilt zu füttern. Nach etwa 3-5 Tagen wird das normale Futter schrittweise untergemischt, soweit dies vertragen wird. Bis nach etwa 7-10 Tagen zur normalen Fütterung zurückgekehrt werden kann. 

 

Wann muss mein Hund zum Tierarzt?

Der Tierarzt sollte bei Durchfallerkrankungen unbedingt aufgesucht werden, wenn es sich um einen Welpen handelt. Dabei gilt je weniger Gewicht ein Tier hat, desto gefährlicher können die entstehenden Flüssigkeitsprobleme werden. Daher sind auch Hunde unter 5kg Körpergewicht besonders gefährdet für Austrocknungen und daraus resultierendem Kreislaufschock. Auch in diesen Fällen sollte ein Tierarzt konsultiert werden:

  • Welpen bis ca. zur 20. Lebenswoche
  • Häufige wässrige Durchfälle mit beginnender Austrocknung
  • Blutiger Durchfall
  • Bauchschmerzen, Koliksymptome
  • Starke Unruhe, Unvermögen sich hin zu legen 
  • Hund wirkt apathisch
  • Zusätzliches Erbrechen
  • Ausbleibende Futteraufnahme
  • Fieber (über 39,5°C)
  • Der Durchfall mehr als 24 Stunden anhält 

Austrocknung bei Hunden kann an klebriger Maulschleimhaut erkannt werden. Auch eine aufgezogenen Hautfalte verstreicht in diesen Fällen nur langsam und kann bei starker Austrocknung auch bestehen bleiben. 

Beim Gang zum Tierarzt sollte in jedem Fall eine Kotprobe nicht fehlen!

 

Was tun, wenn Ihr Welpe Durchfall hat?

Welpen sind besonders empfindlich auf Störungen der Darmbarriere. Sie verlieren sehr schnell einen großen Teil ihrer Körperflüssigkeit über den Darm. Die daraus resultierende Austrocknung kann innerhalb von 1-2 Tagen sogar tödlich sein. Daher gehören Welpen zwischen der 8.-20. Lebenswoche bei starken Durchfällen immer immer zum Tierarzt!

Starke Durchfälle sind Durchfälle, die wässrig oder blutig sind, die länger als 10 Stunden andauern oder bei denen andere Symptome gleichzeitig auftreten. Ein Welpe sollte niemals fasten!

Blutiger Durchfall kann Anzeichen der hochansteckende Viruserkrankung Parvovirose sein. Mit der richtigen Behandlung können zwischen 70-90% der Welpen mit Durchfall diese Erkrankung überleben. Impfungen schützen zuverlässig gegen Parvovirose!

 

Behandlung 

Die wichtigste Hilfe für einen Hund mit Durchfall ist die Gabe von ausreichend frischem Wasser. Zum Ausgleich von Elektrolytverlusten und zur besseren Regeneration der Darmschleimhaut kann je 500ml Wasser eine Prise Salz und ein halber Teelöffel Traubenzucker zugesetzt werden.

Es hat sich bei sonst gesunden erwachsenen Hunden bewährt, den Hund für ca. 12 Stunden nüchtern zu lassen und ihn anschließend mit einer leuchtverdaulichen Diät wieder anzufüttern. Schonkost sollte 3-5 Tage gefüttert werden, bevor auf das gewohnte Futter umgestellt wird. Typische Schonkostdiäten sind gekochtes Hühnchen oder Hüttenkäse mit gekochtem Reis. Dabei ist zu beachten, dass der Reis nach dem er für den Menschen den richtigen Garpunkt erreicht hat, weitere 15 Minuten gekocht werden sollte. So ist er für den Darm des Hundes leichter zu verdauen. 

Das gewisse Etwas, damit der Durchfall schnell weg ist

Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Beweise, dass eine normale Fütterung während eines Durchfalls Futtermittelallergien auslöst, wie oft zu lesen ist. Alle Annahmen dazu sind bisher ausschließlich theoretischer Natur. Zudem sind Futtermittelallergie bei Hunden eine Seltenheit (bitte nicht mit Futtermittelunverträglichkeiten verwechseln!). 

Für den Darm sehr hilfreich, weil sie die Entwicklung der „guten“ Darmbakterien fördern sind pflanzliche Faserstoffe, die unter anderem in einem geriebenen Apfel (leicht gedünstet für eine bessere Vertraulichkeit bei Hunden), Joghurt, Kleie, Flohsamenschalen und die vielgelobte Morosche Möhrensuppe enthalten sind.

Ich bin übrigens ein Fan davon die Möhrensuppe auch während der eigentlichen „Nüchternphase“ zu füttern. Dies bringt den Vorteil, dass enthaltene Zuckerstoffe die Darmschleimhaut ernähren können und zum anderen die enthaltenen Faserstoffe die Bakterienflora positiv beeinflussen. Nebenbei werden möglicherweise noch bestimmte Bakterien von den Inhaltsstoffen "gebunden". 

 

Nüchtern oder nicht? - eine Grundsatzfrage 

Bei der Behandlung von Darmerkrankungen mit Durchfällen bestehen zwei vorherrschende Meinungen. Die erste beharrt darauf, dass der Hund möglichst 24 Stunden nüchtern gehalten werden sollte. Dabei kommte der Darm zur Ruhe und danach könne mit Schonkost langsam wieder abgefüttert werden. Die zweite Variante besteht darin, soweit kein Erbrechen besteht, den Hund weiter mit Schonkost zu versorgen. Beide Varianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile.

Zum einen werden die Zellen des oberen Darmepithels durch die Nährstoffe der Nahrung versorgt. Bereits nach 24 Stunden Nüchternheit sind mikroskopische Veränderungen an der Darmschleimhaut feststellbar. Gehen wir von einem erwachsenen gutgenährten Hund aus, so ist dies sicher kein Problem. Je jünger und je kleiner ein Tier ist, desto wichtiger ist es, dass möglichst schnell wieder Nährstoffe im Körper ankommen. Eine fortschreitende Schädigung des Darms will man ja auch nicht durch fehlendes Futter verschulden. 

Ein möglicher Mittelweg ist es den Hund 6-12 Stunden nüchtern zu lassen und ihm danach Schonkost anzubieten.

 

Vorsicht mit Hausmitteln bei Hunden mit Durchfall

Kohletabletten bei Hunden

Die Gabe von Kohletabletten muss sehr sehr gut abgewogen werden. Medizinische Kohle ist in der Lage Giftstoffe aus dem Darm aufzunehmen und unschädlich zu machen. Sie kann jedoch durch ihre intensiv schwarze Farbe die weitere Diagnosefinden bei ausbleibender Besserung erschweren. Bei einem tief schwarzen Kot erkennt kein Mensch mehr ob im Kot Blut enthalten ist.

Imodium bei Hunden

In Internetforen gibt es die wildesten Tipps... Die Gabe von Imodium (Wirkstoff Loperamid) kann gut gehen, muss aber nicht. Bei bestimmten Hunden, findet sich eine Veränderung sogenannter Transportproteine am Übergang vom Blut zum Gehirn (auch Blut-Hirn-Schranke genannt). Diese Hunde konzentrieren Medikamente in besonders hohen Dosen im Gehirn, wo diese bei "gesunden" Hunde niemals ankommen würden. Diese Hunde könne bei der einmaligen Gabe von Imodium sterben. Sollten Sie keinen speziellen Gentest durchgeführt haben raten wir Ihnen dring von der Gabe ab. Es ist ein gefährlicher Versuch, der für Ihren Hund tödlich enden kann. Es sind etwa 5% aller Mischlingshunde betroffen, bestimmte Hunderassen (wie Collie, Whippet, Wäller, weißer Schäferhund und andere Hütehunde) sind mit bis zu 68% von dieser Genveränderung betroffen. 

 

Darmflora wieder aufbauen

Nach einer Durchfallepisode kann die Darmflora einen bleibenden Schaden davon tragen. Sowohl die Reaktion des Darms selber kann die Bakterienflora verändern, als auch die Gabe von Antibiotika, die z.B. bei blutigen Durchfall oft verschrieben werden. 

Ein langsamer und stetiger Aufbau einer gesunden Darmflora hilft dem gesamten Körper. Die Darmflora beeinflusst viele Körperfunktionen entscheidend. Daher kann ihre Hege und Pflege nicht groß genug geschrieben werden. 

Probiotika und Präbiotika oder Synbiotika - wo ist der Unterschied?

Probiotika werden oral aufgenommen und verbessern die Gesundheit über die normale Ernährung hinaus. Sie haben direkte Wirkung gegen krankmachende Bakterien, sie können sogar die Immunität des Darms modifizieren. Dieser Effekt hält genau so lange an, wie das Probiotikum regelmäßig zu sich genommen wird. 

Präbiotika sind Substanzen, die einer kleine Gruppe an Bakterien (vorwiegend den nützlichen) als Nahrung dienen und deren Vermehrung unterstützen. Die häufigsten Präbiotika sind unverdauliche Kohlenhydrate wie z.B. Pektin, Inulin, Lactulose und FOS. 

Sind sowohl Probiotika als auch Präbiotika in einem Präparat enthalten, wird es als Synbiotikum bezeichnet. 

Autor: Tierärztin Frau Korte