Die Aufnahme von Rattengift führt zu einer verminderten Blutgerinnung. Hunde und Katzen können infolge dessen an inneren Blutungen versterben. 

 

Diese Wirkung hat Rattengift auf Hunde und Katzen

Die am häufigsten in Deutschland gebrauchten Rattengifte enthalten Koumarinderivate. Diese Stoffe reduzieren im Körper das Vitamin K1. Vitamin K wird im Körper benötigt um lebenswichtige Gerinnungsfaktoren herzustellen. 

Koumarinderivate der ersten Generation haben eine relativ kurze Wirksamkeit von etwa ein bis zwei Wochen. Während Koumarine der zweiten Generation eine sehr lange Wirksamkeit, von drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen auch noch darüber hinaus. 

So wirkt Rattengift beim Hund

Nach dem ein Hund Rattengift gefressen hat werden 90% des Wirkstoffes aus dem Magen-Darm-Trakt absorbiert. Diese Aufnahme in das Blut dauert zwischen 1-12 Stunden. Das Rattengift konzentriert sich in der Leber vergifteter Hunde und entfaltet dort seine verheerende Wirkung. 

Die tödliche Dosis des Rattengifts hängt vom enthaltenen Wirkstoff ab. Der Wirkstoff des Rattengifts wird auf der Packung in Gramm pro Kilogramm Produkt beziehungsweise in Prozent angegeben. Halten Sie daher, wenn möglich alle notwendigen Daten für eine tierärztliche Behandlung bereit.

Wieviel Rattengift dabei für einen Hund tödlich ist hängt von verschiedenen Faktoren ab. In jedem Fall ist bei der Aufnahe von Rattengift eine sofortige tierärztliche Behandlung notwendig!

 

Symptome einer Rattengift Vergiftung bei Hund und Katze

Bis zum Auftreten erster Anzeichen des Rattengifts vergehen zwei bis drei Tage, manchmal auch ein bis zwei Wochen. Wenn Sie als Tierhalter die Aufnahme des Rattengifts nicht beobachtet haben (was meistens der Fall ist), sollte bei den ersten Anzeichen sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. 

Erste Symptome einer Rattengift Vergiftung sind:

  • Husten
  • Nasenbluten
  • Blutungen der Maulschleimhaut
  • Blutergüsse 
  • Schwäche
  • Abgeschlagenheit

Im späteren Verlauf einer Rattengift Vergiftung bei Hund und Katze zeigen sich weitere Symptome:

  • Anzeichen eines Schocks (schnelle Herzfrequenz, blassen Schleimhäute, niedriger Blutdruck)
  • Husten mit blutigem Auswurf
  • Atemnot
  • Blutergüsse im Gelenk mit Lahmheit
  • Blutergüsse der Haut 
  • Blutungen aus Körperöffnungen (Nasenbluten, Blutung aus den Augen, dem After oder der Scheide)
  • Blutiger Urin 
  • Blutung aus dem After und blutiges Erbrechen

Blutiges Erbrechen und blutige Durchfälle sind beim Hund häufiger Teil des akuten hämorrhagischen Diarrhoesyndroms (kurz AHDS, früher als hämorrhagische Gastroenteritis bezeichnet) und nicht erstes Anzeichen einer Rattengift Vergiftung. Wenn diese Symptome im Zusammenhang mit Rattengift bei Hunden auftreten, dann sind sie Teil eines Symptomkomplexes der oben beschriebenen Anzeichen. 

 

Wie vergiftet sich ein Hund oder eine Katze mit Rattengift?

Die meisten Vergiftungen mit Rattengift ereignen sich auf dem eigenen Gelände. Hunde vergiften sich deutlich häufiger als Katzen, was wahrscheinlich auch daran liegt, das Katzen etwas unempfindlicher auf das Gift reagieren. Frisst ein Hund oder eine Katzen eine vergiftete Maus oder Ratte, so kann dies für eine Vergiftung ausreichen. Die Nager sind jedoch weitaus empfindlicher als unsere Hunde und Katzen, daher tritt eine Vergiftung durch eine vergiftete Maus nur extrem selten auf. 

Kann man den Hund auf Rattengift Vergiftung testen?

Man kann einen Hund nicht direkt auf das Rattengift testen, jedoch auf die typischen Folgen. Die Reduktion bestimmter Gerinnungswerte (besonders des Quick-Werts) gibt deutliche Hinweise auf eine Rattengift Aufnahme. Der Quick-Wert ist bereits 6-18 Stunden früher verlängert als andere Gerinnungswerte. Ist es bereits zu Blutungen gekommen, sind meist alle Gerinnungswerte verlängert und eine diagnostische Behandlung muss erfolgen. Die Gabe von Vitamin K und die darauf hin folgende Besserung, bringen dann die Diagnose. 

Ein Blutbild kann in fraglichen Fällen hilfreich sein. Erniedrigte Thrombozyten (auch Blutplättchen genannt) sind möglich. 

Ein direkter Test auf Coumarinderivate kann aus Futter, Köder, Blut und Leber erfolgen. Dieser Test dauert jedoch extrem lang. Sobald erste Symptome auftreten ist dieser Test nicht mehr hilfreich.  

 

Behandlung bei Rattengift Vergiftung

Nur ein Tierarzt kann bei schweren Gerinnungsstörungen die notwendige Behandlung leisten. Um akute Blutungen zu stoppen und die Vitalfunktionen (Atmung und Kreislauf) zu sichern, kann eine Bluttransfusion notwendig sein. Um den Mangel an Vitamin K zu behandeln wird das Vitamin wiederholt verabreicht. Die Behandlung muss über drei bis sechs Wochen erfolgen. 

Nachdem der Hund die akute Phase überlebt hat müssen wiederholte Blutwertkontrollen erfolgen. 

Weil es sich um einen lebensbedrohenden, schnell fortschreitenden Zustand handelt ist die Behandlung mit Globuli oder durch Naturheilkunde nicht sinnvoll. Sie können jedoch die Genesung nach erfolgter Akuttherapie unterstützen. 

Soforthilfe bei Rattengift Aufnahme von Hunden 

Wenn Sie Ihren Hund dabei beobachten, wie er Rattengift frisst oder den Verdacht darauf haben, dann suchen Sie sofort einen Tierarzt auf. Der Tierarzt wird bei Ihrem Hund Erbrechen auslösen und so mögliche Giftstoffe aus dem Magen entfernen. Nach dem Erbrechen kann zusätzlich medizinische Kohle eingegeben werden, um die Aufnahme restlicher Giftmengen zu reduzieren. Die alleinige Gabe von Aktivkohle ist keine empfehlenswerte Behandlung bei der beobachteten Aufnahme, weil sie eine unzuverlässige Wirkung zeigt. Die Gabe von Kohle ist nicht mehr sinnvoll, wenn bereits Anzeichen einer Rattengift Vergiftung bestehen. 

Rattengift Vergiftungen beim Hund vorbeugen

Erlauben Sie Ihrem Hund nicht an Orte zu gehen, an denen Rattengift ausgelegt ist. Lagern Sie Gifte immer in einem abschließbaren Schrank. Wir haben bereits Hunde behandelt, die sich das Gift aus einer Höhe von mehreren Metern selbst aus offenen Schränken geholt haben. 

 

Überlebenschancen bei Rattengift Vergiftung von Hunden

Sind bereist Blutungen eingetreten kann es jederzeit zum Tod des Hundes kommen. Überlebt ein Hund die ersten 48 Stunden, so verbessern sich seine Überlebenschancen sehr. Die lange Gabe von Vitamin K, nach den Anweisungen des behandelnden Tierarztes sind essentiell für das Überleben. Etwa 83% aller vergifteten Hund überleben eine Rattengift Vergiftung.(1)

Ein tödlicher Ausgang tritt meist ein, wenn sich Blutungen nicht stoppen lassen. Bluttransfusionen können entscheidend zum Überleben beitragen, bergen jedoch auch einige Risiken, weshalb wir ausschließlich frisches Blut transfundieren. 

Spätfolgen nach Rattengift Vergiftung

Autor: Tierärztin Frau Korte