Parasiten sind ein leidiges Thema, denn niemand hat sie gern im Haushalt. Ob Floh oder Zecke, die meisten Haustiere sind irgendwann von ihnen befallen.

Ab wann sind Zecken eigentlich aktiv?

Zecken überwintern in der oberen Erdschicht oder zwischen dichtem Laub. Ab Außentemperaturen von 6-8°C werden Zecken wieder aktiv und Hunde und Katzen sollten vor ihnen geschützt werden. Den Winter haben die kleinen Spinnentiere in Form ihrer Vorstadien (Ei, Larve, Nymphe) verbracht. Bei steigenden Temperaturen entwickeln sie sich zur erwachsenen Form und befallen Tier und Mensch.

 

 

 

 

Warum sollte ich mein Haustier vor Zecken schützen?

Zecken übertragen zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen. Der eigentliche Zeckenstich ist meist harmlos. Nur wenn ein einzelnes Tier von hunderten von Zecken befallen wird kann es zur Blutarmut (medizinisch Anämie) kommen. In einigen Fällen kann es zur Entzündung an der Einstichstelle kommen. Krankheiten, die von Zecken übertragen werden können sind zum Beispiel Anaplasmose, Babesiose, Borreliose, Ehrlichiose, FSME, Hepatozoonose und Zeckenlähmung. Wann und ob eine Übertragung mit Krankheitserregern stattfindet, kann man meist nicht genau sagen. Zeiten zwischen einigen Stunden und mehrere Tagen sind möglich. Eine einzelne Zecke kann mehrere dieser Erkrankungen übertragen.

 

Braucht mein Tier überhaupt einen Zeckenschutz?

Wir behandeln Tiere individuell. So wie wir auch erst nach einer eingehenden Vorberichtserhebung unsere Impfempfehlung aussprechen, so verfahren wir auch mit unseren Empfehlungen zur Parasitenvorsorge. Die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) gibt zur Behandlung von Hunden und Katzen die folgenden Empfehlungen, nach denen wir uns ebenso richten.

  1. Tiere mit sehr geringem Risiko: Zum Beispiel Hunde und Katzen, die nur selten Kontakt zu anderen Tieren haben oder wenig oder gar nicht im Freien sind. Hier genügt das gründliche Absuchen nach jedem Aufenthalt im Freien (Besonders häufig beißen diese Parasiten an dünn behaarten Körperstellen mit dünner Haut zum Beispiel Kopf, Ohren, Achseln, Schenkelspalt, Zwischenzehenbereich). Wenn eine Zecke gefunden wird sollte diese entfernt werden und um mögliche nicht gefundene Zecken abzutöten ein Präparat gegen Zecken aufgetragen werden.
  2. Tiere mit durchschnittlichem Risiko: Zum Beispiel bei regelmäßigen Aufenthalten im Freien und Kontakt zu anderen Tieren außerhalb des Haushalts. Bei diesen Tieres sollten über die gesamte Zeckensaision (in der Regel März bis Oktober) ein schützendes Präparat angewendet werden. Der Schutz sollte lückenlos sein, das heißt wenn ein Präparat 3 Wochen schützt wird es nach 3 Wochen erneut appliziert.
  3. Tiere mit hohem, anhaltendem Risiko: Zum Beispiel Jagdhunde, Zuchthunde, Tierheimtiere und Tiere aus Mehrtierhaushalten. Für diese Gruppe wird die ganzjährige Anwendung von Zeckenschutzpräparaten empfohlen. 
  4. Bestehendes Risiko für zeckenübertragene Erkrankungen: In Risikogebieten, wo Krankheitserreger von Zecken übertragen werden. Auch für solche Tiere wird ein lückenloser, ganzjähriger Zeckenschutz empfohlen.
  5. Verseuchte Haushalte: Haushalte oder Zwinger in denen sich die braune Hundezecke manifestiert hat. Alle Tiere im Haushalt sollten regelmäßig gegen Zecken behandelt werden. Die Behandlung der Umgebung ist bei dieser Zeckenart ebenfalls besonders wichtig.

 

 

 

 

 

Zeckenschutz und Arzneimittelnebenwirkungen

In den vergangenen Jahren hat die Markteinführung einer neuen Wirkstoffgruppe (Isoxazoline) vermehrt zur Verunsicherung, gerade bei Hundehaltern geführt. Mittel, die in diese Wirkstoffgruppe fallen sind Fluralaner (Bravecto®), Afoxolaner (NexGard®) und Sarolaner (Simparica®, Stronghold Plus®) und Lotilaner (Credelio®). Für die Zulassung von Arzneimitteln müssen die Hersteller umfangreiche Sicherheitsprüfungen vorlegen. Zusätzlich werden gemeldete unerwünschte Wirkungen der europäischen Arzneimittelbehörde mitgeteilt. Medikamente, deren mögliche  Risiken dem Nutzen überwiegen werden schlichtweg nicht zugelassen (im übrigen mit einem mittlerweile sehr häufig in der Tiermedizin verwendeten Antibiotikum vor Jahren geschehen). Wir haben uns unter anderem auf der Website der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) über die derzeitigen und vergangenen Prozesse im Zusammenhang mit Bravecto informiert.  Und Sie können das auch! Hier finden Sie einige der von der EMA bereitgestellten Informationen zu Bravecto®. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von schweren Nebenwirkungen wird auf weniger als 1 Tier von 1.000 Anwendungen beziffert. Die EMA aktualisiert die verfügbaren Daten regelmäßig.

Wir verweisen Sie deshalb auf die Arzneimittelbehörde, da diese unabhängig ist. Sie arbeitet nachvollziehbar anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Verschwörungstheorien und Horrogeschichten, die sich über das Internet bezüglich gewisser Medikamente ausgebreitet haben, stellen das Risiko verzerrt dar. Die Anzahl an Patienten, die wir im letzten Jahr behandelt haben aufgrund von schweren Erkrankungen durch Zeckenübertragene Krankheiten überwiegt deutlich im Vergleich zu allen Arnzeimittelreaktionen durch Zeckenschutzmittel (unabhängig vom Präparat), die wir im letzten Jahr zu beklagen hatten. 

Schutz vor Zecken bieten nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten (evidenzbasiert) nur die zugelassenen und geprüften Arzneimittel. Ihr Tierarzt kann Sie über geeignete Präparate für Ihr Tier beraten.

Kritischer Umgang

Nichts desto weniger bergen Langzeitpräparate selbstverständlich ein gewisses Risiko. Daher raten wir  in der Regel nicht zur dauerhaften Gabe eines bestimmten Medikaments. Unter gewissen Voraussetzungen müssen die Medikamente auch sehr sorgsam ausgewählt werden. Patienten mit Neigung zu Krampfanfällen benötigen einen anderen Zeckenschutz, als ein Tier mit Hautproblemen oder anderen Stoffwechselstörungen. Daher ist eine wirklich fachkundige Beratung im Hinblick auf die individuell verträglichste Behandlung mehr als wichtig. Ich kann Ihnen nur raten den Tierarzt Ihres Vertrauens aufzusuchen um sich über mögliche Risiken und die Notwendigkeit einer Vorsorge beraten zu lassen.

 

 

 

 

Nicht zugelassene "alternative" Zeckenmittel

Leider liegen keine Studien zur Anwendung von zum Beispiel Kokosöl oder Bernstein vor, die deren Wirksamkeit bestätigen könnten. Zumindest gilt, dass viele der alternativen Zeckenmittel nicht schaden.

Aber Vorsicht!

Eine große Ausnahme sind dabei Katzen. Wer seine Katze zum Beispiel mit ätherischen Ölen gegen Zecken schützen möchte, der sollte dies tunlichst unterlassen. Katzen sind extrem empfindlich gegenüber diesen Ölen. Ihre Leber ist nicht fähig sie adäquat zu entgiften und kann sie einlagern. Dabei kommt es in der Regel zum Absterben von Leberzellen.

Eine weitere Ausnahme bildet die Verabreichung von Knoblauch. Hunde und Katzen reagieren sehr empfindlich auf darin enthaltene Schwefelverbindungen. Sie können zur Zerstörung von roten Blutkörperchen führen. Die teilweise im Internet empfohlene Dosis kann zu schweren Nebenwirkungen führen. Daher rate wir dringen von der Verwendung von Knoblauch ab.

 

 

 

 

Welche Krankheiten wir bei unseren Patienten sehen...

In der letzten Zeckensaision haben wir mehrere Tiere mit klinischen Anzeichen von Anaplasmose, Borreliose und Babesiose behandeln müssen. Anaplasmen und Borrelien kommen im gesamten Bundesgebiet vor. So enthalten 10-30% der Zecken Anaplasmen und können diese dementsprechend auch übertragen. Die Babesiose wird durch die Auwaldzecke (wissenschaftlich Dermacentor reticulatus) übertragen. Die Zecke selber kommt nur in einigen Regionen in Deutschland vor. 

Borreliose kann beim Hund zu verschiedenen Krankheitssymptomen führen. Fieber und Gelenkentzündungen sind dabei häufig vorhanden, jedoch sind auch Schädigungen der Niere möglich (vor allem bei bestimmten Hunderassen).

Anaplasmose führt ebenfalls zu Fieber, Abgeschlagenheit und Gelenkentzündungen. Sie ist daher meist nur durch eine Blutuntersuchung von der Borreliose zu unterscheiden. Neben diesen Symptomen finden sich bei Anaplasmen häufig weitere Abweichungen im Blutbild.

Bei der Babesiose werden die roten Blutkörperchen von einem einzelligen Parasiten, der Babesie befallen. Infolge dessen kommt es zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, was zur Blutarmut führt. Unbehandelt endet die Babesiose meist tödlich.